Törnbericht Griechenland Ionisches Meer

 

Erkundung der Inseln Lefkas, Ithaka, Kefalonia, Meganisi, Kalamos und Kastos

 zu viert auf einer Dufour 36

 

Sa 21.9.2002

Flug nach Kerkira auf Korfu (da erst am 30.5. gebucht, war kein Flug nach Lefkas mehr zu haben), dann mit der Fähre 1,5 h nach Igoumenitsa und von dort mit Mercedes-Taxi 1h nach Lefkas.

Check-in auf dem Boot erst gegen 17 Uhr, da noch Unklarheiten zu beseitigen waren.

Auf diesem Boot gibt es sogar einen Sextanten und ein Log, da die Elektronik schließlich ausfallen kann. Das Boot lag im Stadthafen, d.h. die Toiletten und Duschen an Bord mussten benutzt werden wie auch in den meisten anderen Häfen. Strom und Wasser gibt es selten wurde uns gesagt. Die zur Verfügung stehenden 200Ah der Servicebatterien sind also sorgfältig zu überwachen, das heißt z.B. beim Betätigen der Ankerwinsch sollte unbedingt der Diesel mit 1800 Umdrehungen pro Minute laufen, um die 100A Laststrom gleich wieder nachzuladen.  Mooringleinen sind generell nicht üblich und es wird meist mit Buganker und Heckleinen angelegt. 

Bordintime gegen 18 Uhr und danach Lebensmitteleinkauf im einzigen noch geöffneten Marina-Market, der nicht besonders gut sortiert aber dafür teuer war. Abendessen und Bier an Bord von Nancy.

 

So 22.9.2002

Belehrung und Einweisung in die Bootstechnik und Sicherheitsmittel.

Beim Ankereinholen während des Ablegemanövers gleich eine kleine Peinlichkeit – 60m Ankerkette rauschen lautstark raus – die letzten Kettenglieder sind zu groß, also demnächst Handführung angesagt. Dann geht es unter Motor den schmalen Kanal nach Süden aufs Meer zwischen der Insel Lefkas und dem Festland. SE-Wind 4Bft Spitzen bis 5 Bft also gleich zur Übung das 3. Reff im Großsegel eingebunden (Rollgroß kann ja jeder bedienen) und volle Genua gesetzt. Wir stellen fest: Log funktioniert nicht und Windstärke- und –richtungsanzeige nur ungenau mit zeitweisen Ausfällen. Wir kreuzen bis zum Ort Nidri und fahren unter Motor in die Bucht Vliko. Wieder rauscht die Ankerkette aus - letztendlich ankern wir bei ca. 7m Tiefe mit 40m Kette. Sehr schöne Aussicht auf die teilweise 1000m hohen Berge, die Tavernen am Ostufer und die anderen ankernden Yachten aus den verschiedensten Ländern. Jetzt ist baden angesagt im 22.5 Grad warmen, aber nicht sehr klaren Wasser (1m Sichttiefe). Wir suchen die Log-Schraube und machen sie wieder gangbar, dabei stoße ich plötzlich auf einen festeren, großen Gegenstand  - etwa eine Wasserleiche – blitzartig bin ich an Bord. Später sichten wir große Quallen von ca. 0,7m Durchmesser. Vom Westufer ruft ein Mohamezin zum Gebet. Abendessen und Weinchen an Bord sowie erste Angelversuche. Der Wind lässt kaum nach und Nancy schaukelt uns unter heulenden Tönen der Takelage in den Schlaf. Ich bin entspannt, da laut „Water Pilot“ ein guter Ankergrund vorhanden ist.

 

Mo 23.9.2002

Am Morgen immer noch 4 Bft - die Angelkurbel ist über Bord gegangen. Trotz der vor SW Wind schützenden Bucht schaukelt uns Nancy weiterhin. Der Wetterbericht hat Windspitzen bis 7Bft vorausgesagt und so beschließe ich einen Buchtentag einzulegen. Wir betanken den Dingimotor und testen ihn nach einigen Startschwierigkeiten. Einige Teile der Ruder des Dingi sind weg und so ist unser Improvisationstalent gefragt. Nun wollte ich eine Kassette ins Radio einlegen und stelle fest es ist nur ein CD-Player vorhanden, also können wir gestrigen keine Musikkonserve hören. Die Krönung ist das ich das Radio nicht mehr ausgeschaltet bekomme, die Dokumentationsunterlagen sind von einem anderen Radiotyp und so bleibt nur noch der Batteriehauptschalter – die Folge ist das es nun auch nicht mehr einzuschalten geht, also das war’s mit der Musik. Das ist noch nicht genug denn Ullis neuer Superfotoapparat zeigt trotz mannigfaltiger Bemühungen immer einen Error an – er wird unter wüsten Beschimpfungen weggelegt.  Ulli und Danni setze ich am Ostufer zu einer Besorgungswanderung aus. Nach deren Rückkehr fahre ich mit Sabine, die noch etwas fußkrank ist, zu einem Spaziergang ans Ostufer. Der Wind frischt wieder etwas mehr auf. Wir wandern die Uferstraße entlang und bewundern die üppige Natur. Besonders hervorstechende, akkurate Anwesen entpuppen sich als österreichisches Eigentum. Wir sammeln Obst und bekommen letztendlich noch eine ganze Tüte Äpfel geschenkt. Als wir mit dem Dingi zum Boot zurückfahren fällt mir auf, dass Nancy irgendwie nicht mehr am gleichen Platz liegt. Und dann wird uns die Story vom losgerissenen Anker erzählt. Der Anker ist ins Rutschen gekommen und das Boot in Richtung unserer englischen Nachbarn getrieben, die unter lauten Rufen „ go away“ die Fender rausgehangen haben. Ulli und Danni haben die Situation gut gemeistert und unter aufgeregter Assistenz eines im motorisierten Dingi herbeigeeilten anderen Engländers  sofort den Motor angeworfen, den Anker eingeholt, eine Runde gefahren und wieder den Anker ausgebracht. Oha der Ankergrund ist doch nicht die Basis für einen ruhigen Nachtschlaf aller Crewmitglieder zumal der Wind weiter bis 19 Knoten auffrischt. Blöderweise bekommen wir den Ankeralarm des GPS nicht aktiviert, die Bedienungsanleitung ist natürlich ebenfalls nicht die passende. Also wird beschlossen Ankerwache zu halten, die GPS-Koordinaten und deren zulässigen Abweichungen werden notiert und Peilmarken an Land festgelegt (eine weitere Möglichkeit ist, mit dem GPS einen Wegpunkt am Ankerplatz zu setzen und den angezeigten Abstand zum Boot zu kontrollieren) . Wir feiern an Deck und diskutieren über die ersten Wahlergebnisse. Dann beginnt Sabine mit der Ankerwache, da dies die beste Zeit ist für sie um nicht einzuschlafen. Als ich danach dran bin ist der Wind urplötzlich eingeschlafen und ich beschließe die Wache nicht fortzuführen worauf Sabine resigniert bemerkte sie habe ja nun wohl die „Arschkarte“ gezogen. Aber 2:30 Uhr frischt der Wind wieder auf und ich ziehe doch noch auf Wache. Danach leistete Ulli beschämender Weise beide Lindnerischen Wachanteile ab.

 

Die 24.9.2002

Wir kreuzen bei SW 4Bft  in kurzen Schlägen zwischen den Inseln Lefkas und Meganisi mit dem 3. Reff im Groß und der vollen Fock. Ein Gewitter streift uns. Eine Wende war sehr knapp vorm Ufer und einer angrenzenden Untiefe. Dann geht es in einem Schlag östlich der Insel Ithaka bis zur Höhe des Ortes Frikes. Wir sind die schnellsten und überholen alle bei einer errechneten Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten. Der Wind lässt nun nach und wir setzen erstmals das volle Groß, wobei wir allerdings das Biminitop einklappen müssen, und Kreuzen Richtung Fischerdorf Frikes. An den bergigen Hängen der Hafeneinfahrt sind Windmühlenruinen zu sehen. Unter Motor machen wir eine Hafenrundfahrt  und entschließen uns in der benachbarten Badebucht „Ormos Markenas“  zu ankern. Die Bucht ist malerisch, Sichttiefe bis zum Grund auf 7m, weißer Steinbadestrand in 100m Entfernung und kleine Fische und Seeigel im Gestein der senkrecht geschichteten Steinplatten des Steilufers. Ausgiebiges Baden und Schnorcheln. Obwohl die Bucht Windschutz bietet kommt Schwell in die Bucht und wir beschließen zusätzlich einen Heckanker mit dem Dingi auszubringen um das Boot gegen die Wellen auszurichten. Nun geht es an Land und wir wandern zum Fischerdorf. Der Hafen ist mittlerweile gerammelt voll und man liegt im 5er Päckchen. Wasser, Strom und Toiletten gibt es nicht, duschen kann man für 3 Euro. Der Ort besteht aus alten, restaurierten Gebäuden, da er vom 1953iger Erdbeben weitgehend verschont blieb. Wir kaufen noch etwas im ranzigen aber irgendwie urigen Market ein und gehen dann in eine Taverne ausgiebig essen. In der Dunkelheit geht es zurück zu Nancy, die ruhig und brav in der Bucht liegt. Der nicht nachlassende Schwell schaukelt uns in den Schlaf.

 

Mi 25.9.2002

Ca. 6 Uhr werden wir durch die heftig übers Gestein rasselnde Ankerkette wach. Ein plötzlich einsetzender Gewittersturm reißt den Heckanker los und zerrt am Buganker Richtung Steilküste. Der starke Regen nimmt jegliche Sicht nur während der Blitze sieht man die Steilküste. Die heftigen Windböen lassen das Biminitop bedenklich flattern und da fliegt das am Heck angebundene Dingi durch die Luft – der Schreck fährt mir in die Glieder. Der Anker hält noch, doch ich ziehe alarmmäßig meine Regensachen an, um den Motor zur Notausfahrt zu starten. Doch der Wind flaut schnell ab und wir haben letztendlich nur ein Handtuch eingebüßt. Da der Schwell weiter zunimmt suchen wir zum Frühstück einen anderen Ankerplatz. Weiter segeln wir mit ca. 3Bft zum SE Ende von Ithaka zu einer kleinen Insel (38N20,1 020E45,0) an der wir einen Badestop einlegen. Das Wasser ist superklar. Die Insel wird erkundet, ist aber unwegsam durch spitzes Gestein und dorniges Gebüsch und durch Tiere vollgesch....Das Süßwasser ist alle und wir schalten auf den zweiten Tank um, aber die Druckwasserpumpe baut keinen Druck auf – technischer Defekt oder zweiter Tank leer übergeben ? Per Sicht wird eine Untiefe überquert und wegen Windmangel motoren wir bis zum Hafen von Sami der Insel Kefalonia. Hier nehmen wir Wasser (der zweite Tank wurde leer übergeben !) während die Frauen Einkäufe tätigen. Der Schlauch passt natürlich nicht aufs Wasserhahngewinde und wir müssen mit dem Schnorchel einen Adapter bauen – dadurch dauert das Wassernehmen fasst eine Stunde. Und beim Ablegen ist es so eng, daß  ich noch einen Ausflugsdampfer tuschirre, so das zwei Relingsstützen verbiegen. Wir liegen am Kai neben einem dicken, geschwätzigen, Thüringer Motorbootfahrer. Sein privates 10m Boot Namens „Admiral“ hat zwei 500PS Motoren, fährt 40 Knoten, fasst Diesel für 2000km und hat drei Kühlschränke. Er kennt das Revier viele Jahre für mehrere Monate pro Jahr und konnte uns so unter anderem einige gute Tipps geben. Unteranderem bestätigte er uns die Gefährlichkeit unserer letzten Ankerbucht. Der Ort Sami wurde nach dem Erdbeben neu aufgebaut und macht einen gepflegten Eindruck. Wieder hat sich bestätigt, dass der von 1999 stammende Water Pilot (Hafenhandbuch), der zu den Bootsunterlagen gehört, bezüglich des Hafenausbaus bereits veraltet ist. Es sind einige neue Kais hinzugekommen. Das ruhige Liegen am Kai ermöglicht uns, und besonders mir als Skipper, eine erholsame Nacht.

 

Do 26.9.2002

Wieder ein Morgengewitter, dass uns aber diesmal kalt lässt. Und da ist wieder das Hafenproblem, das umweltbewusste Touris plagt, der Toilettengang. Ich schlendere etwas verkniffen an den Kafeneions vorbei, um nach Toiletten Ausschau zu halten, aber es ist mir zu peinlich und so komme ich erst am Ortsrand in einem Olivenhain zur Erleichterung. Wir folgen dem Vorschlag des Bootsnachbarn, des „Admirals“, und wandern zur Melissani-Grotte, eine kleine, unterirdische Tropfsteinhöhle, in der man sich im Kahn von singenden Kondolieren herumfahren lassen kann. Dem Touri knöpft man hier und in benachbarten Tavernen saftige Preise ab.

Nun frisch der Wind zu einer 5 auf und wir setzen das 2. Reff im Groß und die halbe Fock und rauschen im Raumschotkurs bei einer guten Welle nach Poros im SE der Insel. Wir machen im Fährhafen neben einer Schweizer Privatyacht fest. Das etwas ältere Eignerpärchen trägt frische Verbände und im Gespräch stellt sich heraus, dass sie mit einem geliehenem Moped auf Oliven ausgerutscht sind. Der andere Liegenachbar ist eine 42 Fuß Yacht mit zwei Herren, die sich offenbar einen Skipper, der auch nebenbei Stuartfunktionen übernimmt, angeheuert haben. Die Vermutung basiert auf der Beobachtung, dass der eine im weißen Hemd etwas linkisch Tee serviert und Kekse angeboten hat.

Am Abend entern wir die Hafenbar, eine in den Uferfelsen eingebettete toll gestaltete Freilufteinrichtung. Von hier sehen wir das Anlegemanöver der Autofähre nach Zakynthos - sie drehte sich auf der Stelle wo kaum mehr Platz war als ihre Länge beträgt.

 

Fr 27.9.2002

Mich beschäftigt die weitere Törnplanung, da ein Drittel der Charterzeit vorüber ist, der Zeitraum wo man umkehren soll, um genügend Reserve für Unvorhergesehenes zu haben. Eigentlich wollte ich in die von Steilfelsen umrahmte Wrackbucht auf Zakynthos, sie ist in der Nähe des Klosters des „Heiligen Georg“ laut www.zakynthos.net.gr/German/indexd.html bei ca. 38N53,7 020E39,0 mit NW bis SO Abdeckung. Der Wind hat mittlerweile auf W-NW gedreht, steht also genau in die Bucht. Aus Gesprächen erfuhr ich, dass es bei dieser Windrichtung schwierig sei die Bucht anzulaufen und zu dem kommt noch dass die Ausflugsdampfer rücksichtslos drängeln sollen. Ein Ankern über nacht ist erst recht nicht möglich. Das bedeutet wir müssten heute 20sm  bis zur Ankerbucht Nikolaos im NE von Zakynthos, die W-NW Abdeckung bietet, kommen und am folgenden Tag 24sm über wellenreiches Gebiet zur Wrackbucht und zurück ohne die Gewissheit dort gefahrlos einlaufen zu können. An einen zweiten Anlauf ist zeitlich nicht zu denken und die halbe Charterzeit ist schon vergangen und keine Reserve mehr vorhanden. Wir haben Urlaub und ich will nicht unter Zeitdruck nur Meilen schrubben ohne mal vom Boot runterzukommen, d.h. wir fahren heute zurück. ( Nach dem Törn habe ich auch rausberommen wo sich die auf einer Postkarte erstmals gesehenen blauen Grotten befinden – nämlich genau an der Nordspitze von Zakynthos am Kap Skinari. Die  hätten wir dann auch noch ausgiebig besichtigen wollen und währen noch mehr in Zeitverzug geraten )

Wir machen einen Rundgang durch den angenehmen Ort und suchen das Kloster Artos vergeblich.

Zurück geht es zur Ormos Andreou im S von Ithaka. Anfangs versuchen wir zu segeln und dann motoren wir. Die Bucht ist ein Geheimtipp zumindest wenn man alleine darin liegt - super klares Wasser, große Fischschwärme, hohe Berge drumherum und ein blendend weißer Kiesstrand mit dahinterliegenden Gebäuderuinen. Wir schnorcheln in mitten der Fischschwärme und schwimmen zum Strand, der aus teilweise kugelrunden weißen Steinen besteht, und lassen uns von den Wellen auf den Steinen herumschiebenderweise massieren. Danach wird geangelt und wir fangen in wenigen Minuten zwei Fische, die Sabine tötet. Ich fahre mit dem Dingi ans Steilufer und erklimme mühsam das unwegsame Gelände um einige Fotos zu schießen. Am Abend fahren wir an den Strand und machen ein Lagerfeuer. Komischerweise fehlt an diesem Abend der Mond und es ist sehr dunkel, gerade richtig um den Sternenhimmel zu beobachten. Unsere Bierbüchsen haben wir wieder mitgenommen ! Auf der Rückfahrt sehen wir im durch die Paddel aufgewühlten Wasser Leuchtalgen und über uns leuchtet der Sternenhimmel.

 

Sa 28.9.2002

Leichter Landregen – wir versuchen vergebens unsere baldige Fischmalzeit aufzubessern. Ich unternehme nochmals einen Fotolandgang und wir baden noch einmal. Dann segeln wir vorm Wind zwischen den Insel Ithaka und Kefalonia Richtung N . Regenschauer ziehen auf und wieder weg und wir das Regenzeug an und aus. Der Wind stirbt und wir motoren. Die Wolkendecke ist dicht, nur einmal scheint die Sonne durch eine Wolkenlücke stark wie ein  Scheinwerferlichtbündel über die Berghänge von Ithaka. Wir erreichen das Fischerdorf Fiskardho und sehen dicht an dicht die Yachten liegen, wir ankern etwas außerhalb des Hafens und bringen im warmen, strömenden Regen mit dem Dingi eine lange Heckleine zum Ufer aus so das wir etwas im Wellenschutz einer großen Nachbaryacht liegen. Dann gibt es das opulente Fischabendmal. Es ist schon dunkel aber Sabine und ich wollen den Ort noch besichtigen. Wir ziehen uns mit dem Dingi an der Heckleine zum Ufer und wandern mit der Taschenlampe durch die modrige rote Erde zum Ort. Ein tolles Flair erwartet uns – die Yachten liegen direkt vor den zahlreich, aneinandergereihten Tavernen und viele Geschäfte sind noch geöffnet. Das Touristenleben pulsiert und wir tauchen da mit ein indem wir uns an einem Bartischchen direkt am Wasser niederlassen, schöne Musik hören und eine eigenwillig geformte Flasche Wein trinken und in der Ferne sehen wie Nancy schaukelt wobei die Nachbaryacht recht ruhig liegt. Dann tapsen wir zurück durch die rote Erde und versauen so richtig das Boot mit dem anhaftenden Schlamm. Die Nacht ist wie erwartet recht schaukelig aber diesesmal gibt es Schaukelintervalle von relativer Ruhe bis zu einem kräftigen Maximum.

 

So 29.9.2002

Da wenig Wind vorausgesagt wurde und der Ort interessant erscheint, legen wir einen Ruhetag ein. Wir ergattern einen Liegeplatz vor einer Taverne und legen mäßig elegant an unter Buganker und Heckleinen. Es dauert nicht lange und unser Anker wird von einer auslaufenden Yacht, deren Ankerkette wir offenbar gekreuzt haben, beim Einholen ihres Ankers wieder gehoben. Also mit dem Dingi hingefahren und unsere Ankerkette gemeinsam vom Anker des Nachbarn gehoben. Dann wurden Geschenke und Lebensmittel gekauft und die Frauen haben für 8 Euro geduscht – da hätte man mehrere Biere für trinken können - Scherz. Nach dem Mittagessen in einer Taverne Ortsbesichtigung mit Museumsbesuch und danach Wanderung zum Leuchtturm und zu einer byzantinisch, normanischen Kirchruine.

 

Mo 30.9.2002

Nun haben wir wieder Lust auf Segeln. Wir wollen Richtung Lefkas und ich dachte wir könnten einen kurzen Schlag aufs offene Meer Richtung Westen machen, aber ist fast kein Wind.  Es ist stark bewölkt und regnet strichweise , wir stehen in wasserfester Montur enttäusch herum und lassen uns von der starken Dünung schaukeln. Also wir motoren wieder, direkt auf die Bucht von Vasiliki auf Lefkas zu. Da – ein Nordwind entwickelt sich bis ca. 3Bft und wir erreichen unter Vollzeug eine maximale Geschwindigkeit von 6,22Kts. Schon von weitem sieht man bunte Segel – die Bucht ist ein Wassersportzentrum, man surft, fährt Cat und Wasserski ( www.lantisworld.com ). Weiterhin ist die Bucht auch Parkplatz für große Frachtschiffe. Auf einem Gastanker fällt ein leuchtendes rot-orangenes Gerät am Heck ins Auge – es ist ein geschlossenes, wahrscheinlich feuerfestes Rettungsboot auf einer Rutschvorrichtung. Wir ankern vor dem westlichen Ort Poudi der Bucht. Östlich der Bucht befindet sich Vasiliki. Den Abend verbringen wir an Bord. Ich schreibe Karten.

 

Die 1.10.2002

Ich fahre mit dem Dingi an Land und wandere vorbei an den Wassersportcamps zum Ort Vasiliki, der einen mäßigen Eindruck bei mir hinterlässt. Ich stecke die Karten ein und versuche die genaue Lage der auf unserer Touristenkarte eingezeichneten Grotten herauszubekommen.

Dann segeln wir bis zur Bucht Rouda südöstlich der Insel  und sehen die erste Grotte am SE Eingang der Bucht (38N37,3 020E 43,0). Nun kann man auch schon von weitem mehrere Grotten am südwestlichen, langem Ausläufer der Insel Meganisi sehen. Wir müssen wieder motoren, komisch - der Kühlschrankschalter scheint sich immer automatisch bei Motorstart einzuschalten !  Wir fahren an einer reizvollen Steilküste mit vielen kleinen und großen Grotten vorbei. Die größte findet man bei 38N37,0 020E 45,4 , wie ich später lese wahrscheinlich die „Papanicolis Cave“, in der laut Gerüchten während des 2. Weltkrieges U-Boote stationiert gewesen sein sollen. Da es zum Ankern zu tief ist, bleibt immer ein Pärchen auf dem Boot und fährt Runden und das andere erkundet mit dem Dingi die Grotten. Eine kleine Grotte etwas südöstlich der großen Grotte ist besonders interessant, da eine Steinbarriere den Einblick verwährt. Sabine und ich schaffen es an der scharfkantigen Barriere mit dem Dingi festzumachen und sie zu erklimmen.

Die Rückfahrt wird ein besonderer Segelspaß, wir kreuzen unter kräftigen Böen in die Bucht Rouda. Jeder geht mal ans Steuer, um das Verhalten der Yacht zu spüren und die notwendigen Steuerreaktion zu testen.

 

Mi 2.10.2002

Unsere Touristenkarte zeigt ein Symbol für eine „archeological site“. Wir wandern also ins  Bergdorf Poros auf ca. 500m Höhe. Mehrere herrliche Aussichten auf unsere Bucht und die Inseln Ithaka und Kefalonia eröffnen sich uns. Am Wegesrand sehen wir einen Esel und riechen bzw. sehen wir einen Ziegenbock mit seiner Herde. Das Dorf wird offenbar nur von alten Leuten bewohnt, die traditionell schwarz gekleidet sind und augenscheinlich keinen Zahnarzt bzw. –techniker kennen. Die Leute in Griechenland, haben wir festgestellt, sind generell freundlich wenn man grüßt oder das Gespräch sucht andernfalls halten sie Distanz. Das archeologische Denkmal finden wir nicht. Das Highlight bildet die Bergkirche mit dem Glockenturm, an dem respektlos einige Antennen befestigt wurden. Auf dem Rückweg sehen wir ein Touristenpolizei-Auto. Die Beamten treffen wir später in einer Taverne in Ausübung ihres schweren Dienstes bei Wein und Kaffee.

Bei wenig Wind und Sonne segeln wir bis zur Insel Meganisi an den Grotten vorbei und dann wie üblich unter Motor bis zur Insel Kalamos in eine Bucht neben dem Ort Kefali, der aus einer Kirche und wenigen Häusern besteht. Am Eingang der Bucht stehen zwei alte Wachtürme. Wir müssen uns die Bucht mit 6 weiteren Yachten teilen. Nach dem Ankerbier und –bad werden die Wachtürme besichtigt. Bedauerlicherweise ist der Strand ganz schön vermüllt. Am Abend machen zwei ältere, etwas alternativ angehauchte Pärchen von benachbarten Yachten Lagerfeuer am Strand. Sie tanzen ums Feuer und singen wie jugendliche Hippys.

Die Nacht ist etwas unruhig für mich, da die Ankerkette ständig am steinigen Grund schurrt, weil der leichte Wind um 180 Grad dreht.

 

Do 3.10.2002

Am Morgen ist es sonnig und der Wind frisch auf 3Bft auf. Wir gehen Anker auf und setzen die Segel und kommen bis zur Südspitze der Insel Kastos wo der Wind wieder einschläft. Unter Motor geht es bis zur östlichen Mitte der Insel an einen schönen Badestrand. Als der Anker gerade gefallen ist kam ein Ausflugsdampfer und fuhr direkt aufs Ufer, einige Leute stiegen vom Bug über eine Leiter auf den Strand und begannen mit Grillvorbereitungen. Wir also wieder Anker auf und zur Nachbarbucht gefahren und dort das Mittagsbad genommen. Am Nachmittag fahren wir unter Motor Richtung Norden zum Festland und ankern östlich des Ortes Mitikas.

 

Fr   4.10.2002

Wir motoren zurück zum nördlichen Teil der Insel Meganisi, der durch viele schöne Buchten gekennzeichnet ist. Um die Mittagszeit baden und angeln wir. Die Sonne ist sehr angenehm,  es ist windstill und die See ist total glatt. Nach einigen Stunden nehmen wir etwas bedrückt die letzten Meilen des Törns in Angriff. Doch die Stimmung steigt, denn auf Höhe der Insel Sparti kommt Wind auf und wir segeln unter Vollzeug unseren Geschwindigkeitsrekord von 6,8Kts . Dieser Wert wurde von einem im Niedergang stehenden vom GPS abgelesen und zum Steuermann hochgerufen. Gerade wollten wir eine Wende machen um uns mit einer 42-Fuß-Yacht zu messen als diese gerade auf unseren Kurs geht mit dem gleichen Ansinnen. Wir liefern uns ein Rennen bis zum Kanal von Lefkas, wobei wir um 3 Bootslängen verlieren. Im Kanal werden wir von einer riesigen französischen Supersegelyacht mit gediegenen Holzaufbauten überholt. Da an der Tankstelle ein riesiger Auflauf ist, entschließen wir uns den 30 Liter Reservekanister aufzukippen. Das letzte Anlegemanöver klappt ganz gut, wenn man bedenkt, dass ich bei nicht angebotener Hilfeleistung anderer Personen den Motor Stoppen muß, um an Land zu springen und die Heckleinen von den Frauen entgegen zu nehmen, denn das Springen möchte ich den Mädels nicht zumuten. . Wir beobachten beim Wegbringen der leeren Ankerbierkästen, dass man sich auch ein kleines Tankfahrzeug kommen lassen kann. 

Da liegen wir wieder an der verkehrsreichen Straße im stinkenden Hafenwasser, aber eine Tafel zeigt, dass man eine großzügige Martina bauen will.

 

Sa 5.10.2002

Sachen packen und Anruf zum Check-out. Es gibt ein wenig Ärger wegen der Mängel am Dingi, aber da beim Check-in nicht alles vorgeführt wurde, wird auf Schadenersatz verzichtet. Nach dem Abtauchen des Bootes bekomme ich die Kaution wieder und wir verabschieden uns von Nancy. Es geht zurück nach Kerkira, wo wir noch eine Stunde Zeit haben um Geschenke zu kaufen. Gegen 19 Uhr landen wir in Berlin, es ist dunkel, kalt und nass – der Urlaub ist vorbei.

 

 

 

Stephan.Goeller@Ferienwohnung-bei-Templin.de